Welche verschiedenen Arten des Dolmetschens gibt es?
Vielen Menschen ist vielleicht nicht bewusst, dass es verschiedene Arten des Dolmetschens gibt.
Jede dieser Varianten hat ihre eigenen Vorteile und Anwendungsbereiche. Bei der Auswahl der richtigen Dolmetschart sollten die Art der Veranstaltung, die Größe und Zusammensetzung des Publikums sowie die zu vermittelnde Botschaft berücksichtigt werden.
Simultandolmetschen. Simultandolmetschen wohl die am häufigsten verwendete Art des Dolmetschens. Das gesprochene Wort wird simultan, also gleichzeitig, in eine oder mehrere andere Sprachen übersetzt. Dies erfordert von der Dolmetscherin/dem Dolmetscher höchste Konzentrationsfähigkeit, weshalb sich die Dolmetscher auch in regelmäßigen Abständen abwechseln müssen. Professionelle Dolmetscher oder Konferenzdolmetscher arbeiten in schallisolierten Kabinen, sie hören die Rednerin/den Redner über Kopfhörer und sprechen über Mikrofon. Die Zuhörer/innen können ebenfalls über Kopfhörer die gewünschte Sprache wählen bzw. auch zwischen verschiedenen Sprachen wechseln. Der Vorteil des Simultandolmetschens besteht darin, dass die Dolmetschleistung quasi zeitgleich erfolgt und praktisch keinen zusätzlichen Zeitaufwand erfordert.
Ferndolmetschen. Eine Sonderform des Simultandolmetschens ist das Ferndolmetschen oder Remote Interpreting, bei dem sich die Dolmetscher nicht im selben Raum wie die Redner/innen und das Publikum befinden. Ferndolmetschen bezeichnet das Erbringen von Dolmetschleistungen von einem entfernten Ort aus, wobei für die Dolmetscher zusätzlich zum Ton auch Bilder auf einem oder mehreren Bildschirmen übertragen werden. Besonders seit der Corona-Pandemie werden Meetings, Konferenzen und andere Veranstaltungen immer häufiger auch online abgehalten. Damit dabei die mehrsprachige Kommunikation funktioniert, werden Konferenzdolmetscher im Rahmen des Ferndolmetschens, auch Distance Interpreting genannt, eingesetzt.
Konsekutivdolmetschen. Eine weitere häufig genutzte Form ist das Konsekutivdolmetschen. Es ist besonders für Zusammenkünfte im kleineren Rahmen geeignet, bei denen bestenfalls nur zwei Sprachen gesprochen werden. Es handelt sich um eine Form der Verdolmetschung, bei der der Redner/Sprecher eine Rede hält oder etwas sagt, während die Dolmetscherin sich Notizen macht und anschließend das Gesagte wiedergibt. Konsekutivdolmetscher müssen aktiv zuhören können, analysieren, was der Redner sagt, sich sinnvolle Notizen als Gedächtnisstütze machen und schließlich in der Lage sein, die Rede so wiederzugeben, als ob es die eigene in der eigenen Sprache wäre. Hilfreich ist dabei die Kunst der Notizentechnik, wobei das Gesagte mittels Notizen festgehalten, um dann in die gewünschte Sprache zu dolmetschen. Bei diesen Notizen handelt es sich allerdings nicht um Stenographie, wie gelegentlich fälschlicherweise angenommen wird, sondern um eine Mischung aus Zeichen, Worten, Pfeilen, Unterstreichungen und Abkürzungen, die hauptsächlich als Gedächtnisstütze gedacht ist. Dadurch sind die Notizen quasi sprachübergreifend und können in fast jede Sprache übersetzt werden. Mithilfe der Notizen erinnert sich die Dolmetscherin an den Vortrag und kann den Inhalt stilistisch passend in die gewünschte Zielsprache übertragen.
Flüsterdolmetschen. Das Flüsterdolmetschen ist eine Variante des Simultandolmetschens. Die Dolmetscherin arbeitet dann häufig für einen, höchstens zwei Zuhörer, denen sie praktisch simultan ins Ohr flüstert. Diese Methode erfordert keine technische Ausrüstung wie Kabinen und eignet sich daher besonders für beengte Räume oder informelle Situationen wie Führungen, kleine Besprechungen oder gelegentlich auch Hochzeiten, wenn einer der Gäste die vor Ort verwendete Sprache nicht beherrscht. Ein kleiner Nachteil beim Flüsterdolmetschen besteht darin, dass dabei ggf. andere Anwesend gestört werden, da die Dolmetscher/innen nicht in einer schalldichten Dolmetschkabine sitzen; außerdem können Redebeiträge nur zeitversetzt gedolmetscht werden.
Verhandlungsdolmetschen. Das Verhandlungsdolmetschen ist eine Variante des Konsekutivdolmetschens, da es ohne technische Ausstattung durchgeführt wird. Es kommt vor allem bei geschäftlichen Meetings, Treffen mit einem Anwalt und anderen weniger formalen Zusammentreffen zum Einsatz. Meistens sitzen die Dolmetscherinnen im wahrsten Sinne des Wortes mit am Tisch, sodass sie auch gut auf die Gesprächsdynamik eingehen können und die Möglichkeit haben, Rückfragen zu stellen. Beim Verhandlungsdolmetschen muss der Dolmetscher meistens auch in beide Sprachrichtungen übersetzen, sodass die Konzentrations- und Gedächtnisleistung auch hier besonders hoch ist.
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